22.02.2018
UEFA Europa League (Sechzehntelfinale, Rückspiel)
MAPEI Stadium – Città del Tricolore, Reggio nell’Emilia (ITA)
Zuschauer: 20.000 (ausverkauft)

Kurz nach Bekannt­werden der Ticket­ver­gabe fürs Dort­munder Euro­pa­po­kal­spiel bei Atalanta Bergamo klin­gelte es bei mir am Tele­fon. Falke hatte glück­li­cher­weise Ti­ckets zu­ge­si­chert bekommen und bot mir eins davon an. Da ich für den Zeit­raum sowieso noch auf der Suche nach einer ge­eig­ne­ten Tour war, zö­gerte ich nicht lange und sagte zu. Mit Flexi wurde ein weiterer Mit­fahrer gefunden und schon wurde der Flug nach Italien gebucht. Am frühen Mitt­woch­morgen ging es also für er­schwing­liche 25 € mit Onkel Rainer von Köln nach Bergamo. Pünktlich um kurz nach 10 Uhr landeten wir am Flug­hafen Mailand-Bergamo, von wo es nach einer kurzen Orien­tie­rungs­phase mit dem Bus weiter in die In­nen­stadt von Bergamo ging. Dort angekommen hatten wir noch genügend Zeit, bevor wir um 13 Uhr mit dem Zug weiter nach Reggio nell’Emilia fahren wollten. Wir ge­neh­mig­ten uns ein Menabrea in einer nahe­ge­le­ge­nen Kneipe, wo wir auf zwei gleich­ge­sinnte Dort­munder trafen. Die beiden waren über­glück­lich ein Hotel in un­mit­tel­barer Nähe zum Stadio Atleti Azzurri d’Italia gefunden zu haben. Leider hatten sie nicht auf dem Schirm, dass das Stadion in Bergamo nicht für inter­na­tio­nale Spiele zugelassen ist und das morgige Spiel im 200 Kilometer ent­fern­ten Reggio nell’Emilia statt­finden sollte. Blöd gelaufen Jungs! In einem Super­markt besorgten wir uns für die 3 ½-stündige Zug­fahrt eine Palette Beck’s und begaben uns zum Bahn­steig. Für 18 € ging es erst mit der Bim­mel­bahn nach Mailand und von dort mit dem Inter­city weiter nach Reggio Emilia. Nachdem man ver­sehent­lich den halben Waggon überschwemmt und aufgrund falsch gebuchter Fahr­scheine zudem noch die Gut­mü­tig­keit des Schaff­ners aus­ge­nutzt hatte, erreichte man gegen 16:30 Uhr die 170.000 Einwohner große Hauptstadt der gleich­na­migen Provinz Reggio Emilia. Obwohl man heute Morgen in Bergamo und auch in Mailand noch mit bestem Wetter und Son­nen­schein begrüßt wurde, fing es mit unserer Ankunft heftig an zu regnen. Eins sei zuvor gesagt, dies sollte sich so schnell auch nicht mehr ändern. Schnell sprangen wir in den erst­besten Bus um zu unserer Un­ter­kunft in Cavriago, einem Vorort Reggio Emilias, zu gelangen. Cavriago liegt zwar nicht gerade zentral, für 17,50 € die Nacht landeten wir aber einen ab­so­luten Voll­tref­fer. Eine sehr nette Familie, vielleicht sogar etwas zu nett, vermietet dort die untere Etage ihrer Pri­vat­woh­nung als Apart­ment „Il Borghetto“. Uns erwartete ein Schlaf­zimmer mit Dop­pel­bett, ein eigenes Bade­zimmer und ein Wohn­zimmer mit Küche im per­fek­ten Zu­stand. Da kann man wirk­lich nicht meckern! Bis auf einen kleinen Abstecher zum Schmand­dö­ner um die Ecke, ver­brach­ten wir den rest­li­chen Abend auf der Couch mit einer gesunden Mischung aus „Best of Arno Dübel“ und den Resten der Beck’s-Palette.

Am nächsten Morgen schliefen wir etwas länger als von ver­gan­genen Touren gewohnt und früh­stück­ten erst­mal aus­gie­big. Der an­schlie­ßende Blick aus dem Fenster ließ jedoch nichts Gutes ver­hei­ßen. Über Nacht hatte sich das Wetter ver­schlech­tert und sogar etwas Neu­schnee war liegen geblieben. Unter diesen Um­stän­den ent­schie­den wir uns dazu erst gegen Mittag in die Stadt zu fahren und statt­dessen noch etwas in der Bude ab­zu­gam­meln. Gegen 13 Uhr wurde es dennoch Zeit nach Reggio Emilia auf­zu­bre­chen. In der In­nen­stadt trafen wir uns mit Weber, dem All­zeit­rei­sen­den und begaben uns zur BVB-Fan­meile, wo ein erstes Bier und ein un­de­fi­nier­bares Fleisch­ge­richt ver­drückt wurden. Bei mi­se­rab­lem Wet­ter und über­teu­er­ten Bier­prei­sen war es für uns al­ler­dings keine Option die nächsten Stunden auf der BVB-Fan­meile aus­zu­har­ren. Auf der Suche nach einem Super­markt ent­deck­ten wir die in Sta­dion­nähe be­find­liche Bar „Burani“. Im warmen Inneren der Bar ließ es sich aus­hal­ten und auch die Getränke waren um einiges günstiger als vor dem Sta­dion. Langsam füllte sich der Laden auch mit Atalanta-An­hän­gern, welche bereits das ein oder andere Lied träl­ler­ten und für einen kleinen Vor­ge­schmack sorgten. Einzig die Staats­macht schien sich daran zu stören, wes­we­gen diese im 5-Minuten­takt herein­spa­zierte um nach dem Rechten zu sehen. Eine Stunde vor Kick-off machten wir uns schließ­lich wieder auf zum Stadion. Jetzt roch es auch auf dem Vor­platz nach Fuß­ball und die Schlange zum Gäs­te­block wurde länger und länger. Obwohl man im Vor­feld versichert bekam, dass Regen­schirme im Sta­dion erlaubt wären, wurde einem dieser von den Ord­nern am Ein­gangs­be­reich Wi­der­wil­lens ab­ge­nom­men. Dis­ku­tie­ren blieb er­folg­los, sodass wir uns bei starkem Schnee­regen un­ge­schützt auf der Hin­ter­tor­tri­büne des Stadio Città del Tricolore nie­der­lie­ßen. Während die Haupt­tri­büne und Ge­gen­ge­rade über­dacht sind, sind sowohl die Heim- als auch Gäs­te­fans auf den un­über­dach­ten Hin­ter­tor­sei­ten un­ter­ge­bracht. Bei so einem Drecks­wet­ter nicht gerade vor­teil­haft! Das Stadio Città del Tricolore, neu­er­dings auch MAPEI Stadium genannt, ist nor­ma­ler­weise die Heim­spiel­stätte von US Sassuolo, sowie des Dritt­li­gi­sten AC Reggiana und bietet Platz für 29.500 Zu­schauer. Wie bereits erwähnt, werden jedoch auch die Eu­ro­pa­po­kal­spiele des seit 1990 erst­mals wieder in­ter­na­tio­nal spie­len­den Atalanta BC im hiesigen Stadion ausgetragen. Kein Wunder also, dass das heutige Spiel mit 20.000 an­we­sen­den Zu­schau­ern rest­los aus­ver­kauft war. Da­run­ter ca. 4.000 Schlach­ten­bumm­ler aus Dort­mund, von denen zum Intro eine Cho­reo­gra­phie unter dem Motto „Ob du’s glaubst oder nicht – wir tun das alles nur für dich!“ gezeigt wurde. Dazu wurden schwarze und gelbe Fo­lien­schals, sowie das BVB-Wappen prä­sen­tiert und mit Pyro­tech­nik un­ter­malt. Auch auf der anderen Seite gab es zu Beginn eine Choreo zu bestaunen. Dort sah man eben­falls eine von sil­ber­nen Folien ein­ge­rahmte Block­fahne des Ver­eins­wap­pens, zudem wurde hinter der Tri­büne ein Feuer­werk ab­ge­schos­sen. Auch während des Spiels wurden in beiden Fan­blöcken immer wieder ver­ein­zelte Ben­ga­los ge­zün­det. Auf das mehr­ma­lige Be­schie­ßen des Fa­mi­lien­blocks mit Leucht­spur aus dem Gäs­te­block hätte man al­ler­dings gut ver­zich­ten können. Nach dem 3:2-Heim­sieg im Hin­spiel reichte der Borussia nun ein Un­ent­schie­den um das Wei­ter­kom­men in die nächste Runde klar zu machen. Das dar­ge­bo­tene Spiel der Dort­munder war heute aller­dings unter aller Sau. Bereits nach 11 Mi­nu­ten ging Atalanta in Füh­rung und auch danach kam lange Zeit nicht viel von den Schwarz-Gelben. Während sich Weber früh­zei­tig vom Acker machte um einer späteren Block­sperre zu ent­gehen, folgten wir im Dau­er­re­gen wei­ter­hin dem grot­tigen Ge­kicke auf dem Platz. Als fast niemand mehr mit einem Er­folg der Dort­munder rechnete, fiel in der 83. Minute doch noch der er­lö­sende Aus­gleichs­tref­fer. Wirk­lich schlecht gespielt und doch noch eine Runde wei­ter­ge­kom­men, man muss auch mal Glück haben. Nachdem die 45-minütige Block­sperre ab­ge­ses­sen wurde, ging es schließ­lich zu Fuß zum Haupt­bahn­hof, in der Hoff­nung dort ein Taxi zu er­gat­tern. Am Bahn­hof standen aber schon 100 weitere Deutsche auf der Suche nach einer Fahr­ge­le­gen­heit nach Parma, Bologna oder wie in unserem Fall ins 8 Kilo­meter ent­fernte Cavriago. Das grund­le­gende Problem an der Sache war, dass quasi keine ver­füg­ba­ren Taxis in Reggio Emilia abrufbar waren. Nach quälenden zwei Stunden Warte­zeit erwischte man dann doch noch das schein­bar einzig exis­tente Taxi der Stadt. Mitt­lerw­eile waren auch die Straßen 10 cm hoch mit Schnee bedeckt, sodass es nur in Schritt­ge­schwin­dig­keit vorwärts ging und erst gegen halb 3 unsere Unter­kunft erreicht wurde. Dort wurden sämt­liche Kla­mot­ten zum Trock­nen auf­ge­hangen, bevor es schnellst­mög­lich ins Bett ging um sich wieder etwas auf­zu­wär­men und dringend be­nö­tig­ten Schlaf nach­zu­holen.