20.07.2017
UEFA Europa League (2. Qualifikationsrunde, Rückspiel)
Stadion Lazur, Burgas (BUL)
Zuschauer: 6.400

Zur zweiten Quali­fi­ka­tions­runde der Europa League planten Fabi und ich einen neuen Län­der­punkt einzutüten. So schielten wir in Richtung Bulgarien und entschieden uns dazu die vielversprechende Partie zwischen Levski Sofia und Hajduk Split anzusteuern. Einen Tag nach dem wir die Flüge nach Sofia gebucht hatten, hörten wir dann von der Hiobs­bot­schaft. Das Spiel sollte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Für uns ein Schlag ins Gesicht! Schnell wurden die Spielpläne gecheckt und mit dem Euro­pa­pokal­spiel von Botev Plovdiv wurde ein akzeptabler Ersatz gefunden. Etwas problematisch dabei war jedoch, dass das neu angepeilte Spiel in der von Sofia 400 Kilometer entfernten Küsten­stadt Burgas stattfinden sollte. In Burgas deswegen, weil die momentane Heim­spiel­stätte in Plovdiv durch ihre zu geringe Kapazität für internationale Spiele nicht in Frage kommt. Dazu aber später mehr.
Am frühen Mitt­woch­nach­mittag starteten wir mit dem pinken Billig­bomber von Wizz Air in Frankfurt am Main und landeten knapp 2 ½ Stunden später gegen 18 Uhr am Airport in Sofia. Dort angekommen hieß es zunächst die Metro-Station zu finden. Da wir uns am stark herunter­ge­kommenen Terminal 2 befanden, mussten wir zunächst zwei Kilometer latschen um das neuere Terminal 1 und damit auch die Metro-Station zu erreichen. Für kleines Geld kauften wir uns ein Ticket in die Innenstadt und weil uns noch ein paar Stunden Zeit blieben, sollte noch etwas Sight­seeing betrieben werden. An der Universität verließen wir die Bahn und begaben uns zum Wahrzeichen Sofias, der bekannten Alexander-Newski-Kathedrale. Die orthodoxe Kirche ist der Sitz des bulgarischen Patri­archen und erscheint durch die vielen Dach­kuppeln sehr prunkvoll. Wir schossen etliche Bilder der Kathedrale und machten uns auf den Weg zum nächsten Ziel. Dieses sollten das National­stadion und das Stadion von CSKA Sofia sein. Während das Stadion Vasil Levski nur von außen begutachtet werden konnte, standen die Tore im Stadion Bâlgarska Armija offen. Da aber jede Menge Szene-Leute von CSKA in Stadionnähe rum­lunger­ten und uns auch die ersten schiefen Blicke erreichten, sparten wir uns auch das Spotten dieses Grounds. Nun besorgten wir uns Bier und etwas Ess­bares für die spätere Fahrt und machten uns auf zum Hauptbahnhof, wo um 22:45 Uhr der Nachtzug nach Burgas einfahren sollte. Für 20,90 Lew, umgerechnet ca. 10 €, sicherten wir uns schon im Vorfeld unsere Plätze in einem Abteil für 8 Personen, welches wir uns mit zwei weiteren bulgarischen Mitfahrern teilten. Gegen Mitternacht rollte der Zug dann auch endlich mit einer Verspätung von über einer Stunde los. Wir vernichteten noch schnell ein paar Büch­sen Bier, bevor wir uns soweit möglich etwas Schlaf gönnten.
Nach einer viel zu kurzen Nacht standen wir am nächsten Morgen ein wenig unausgeschlafen in Burgas, der viertgrößten Stadt Bulgariens. Als erstes wollten wir uns das Stadion Chernomorets anschauen. Der langjährig in der ersten bulgarischen Liga spielende Chernomorets Burgas trug dort von 1954 bis 2006 seine Heimspiele aus. Nach 2006 sollte das Stadion eigentlich durch eine moderne Arena ersetzt werden, doch wegen des Absturzes von Chernomorets in die unterste Klasse des bulgarischen Fußballs hat sich bis heute nichts am Stadion getan und die leeren Ränge wurden langsam, aber sicher von der Natur zurück­er­obert. Nach einem 20-minütigen Fuß­marsch erreichten wir unser Ziel und beschafften uns unerlaubt Einlass ins Innere des Lost Grounds. Eigentlich schade, dass in dieser geilen Schüssel in naher Zukunft kein Fußball mehr gespielt wird. Nachdem wir eine gute halbe Stunde im völlig zu­ge­wucher­ten Stadion verbracht hatten, ging es mit dem Bus zurück in die City. Dort schlen­der­ten wir ein wenig durch die Fußgängerzone, früh­stück­ten erstmal ordentlich und machten uns anschließend auf zum Stadt­strand. Hier machten wir es uns in der Sonne bequem und holten dringend benötigten Schlaf nach. Von 11-16 Uhr re­lax­ten wir dann in einer Strand­bar, in der wir uns so manch frisch ge­zapf­tes Burgasko in den Hals schraubten und die Aussicht auf das Schwarze Meer genossen. Im Anschluss daran sollte im Happy Grill unser Hunger gestillt werden. Die Fleisch­ge­rich­te waren wirklich sehr lecker und mit den fast ausschließlich hübschen, weiblichen Be­die­nungen gab es sogar noch was fürs Auge. Nach der ausgiebigen Stärkung sollte es jetzt endlich zum eigentlichen Grund der Reise gehen.
Im Stadion Lazur, der Heim­spiel­stätte des Zweit­li­gisten Neftochimic Burgas, fand am Abend das Heim­spiel von Botev Plovdiv gegen Beitar Jerusalem statt. Auf dem Weg zum Stadion gerieten wir in den Corteo der Israelis, was uns bereits einen kleinen Vor­ge­schmack für später gab. Der Gäs­te­an­hang aus Jerusalem sang sich in bester Laune ein und ließ dabei auch schon die ersten pyro­tech­nischen Gegenstände abbrennen. Am Stadion angekommen sicherten wir uns für 15 Lew Tickets für die Gegen­ge­rade und en­ter­ten den Ground. Das Stadion Lazur bietet insgesamt Platz für 18.000 Zuschauer und war mit den heute anwesenden 6.400 Zuschauern nicht annähernd gefüllt. Der Gäs­te­an­hang war mit knapp 600 Schlach­ten­bumm­lern hingegen gut vertreten. Wie erwartet machte der Gäste­block um die „La Familia“ zu Beginn ordentlich Lärm, doch mit laufender Spiel­zeit flachte das Ganze aufgrund des hohen Rück­stands leider immer weiter ab. Aber auch die Heimfans um die „Bultras“ sorgten für kontinuierlich gute Stimmung und vor allem gegen Ende des Spiels stieg des Öfteren auch die ganze Gegen­gerade mit in die Gesänge ein. Vom Spiel her war das heute eine klare Angelegenheit. Der zweimalige bulgarische Meister und Pokal­sieger Botev Plovdiv fertigte die Gäste aus Jerusalem mit 4:0 ab und war somit nach dem Remis im Hin­spiel sicher in der nächsten Runde der Europa-League-Qualifikation. Dort traf man auf CS Marítimo Funchal aus Portugal gegen die man sich mit einer Niederlage und einem Unentschieden geschlagen geben musste.
Nach dem Spiel ging es noch kurz zurück in die Stadt um uns ein paar Cock­tails zu gönnen. Um 1 Uhr wartete dann der Fern­bus der Firma Union-Ivkoni am Hauptbahnhof und brachte uns für 25 Lew über Nacht zurück nach Sofia. Dort ging es mit der Metro auf direktem Weg zum Flughafen um die Heim­rei­se nach Deutschland anzutreten.